Trotz Vorgabe nur ein 4:4 in Gmünd
Spielt man gegen Schwäbisch Gmünd, so hat man einen unschätzbaren Vorteil. Man muss nur ein paar Tage warten,
und schon bekommt man perfekte Analysen aller Partien von IM Frank Zeller auf der WebSite der Gmünder. Trotzdem heute schon einmal ein Bericht aus meiner Sicht.
An Brett 5 rechnete Martin Hofmann mit Denisow oder evtl. auch Hönick als Gegner und bekam Denisow, aber nur auf dem Papier. 1:0 für uns und Martin genoss das wunderschöne Spätsommerwetter auf seinem Fußweg zum Bahnhof. Bei Held - Naumann an Brett 4 wurde eine remisige Variante flott runtergespielt und folgerichtig ein flottes Remis vereinbart. Am Spitzenbrett fand Rolf Fritsch mit Weiß nicht das richtige Konzept gegen Frank Zellers aggressiven Aufbau in der Steinitz-Verteidigung der Spanischen Partie und geriet bald in Nachteil. Sehr sicher sah dagegen Ralf Wittmann am Brett 2 gegen Josef Jurek aus, so dass man hier schon einmal mit einem sicheren Remis rechnen konnte.
Am achten Brett hatte Heinz Gerstenberger gegen die Vorstoßvariante in der Französischen Partie vollen Ausgleich erreicht. Wenn ich die abfotografierten Partiezettel richtig entziffert habe, so kam es nach 34.Dg3-f4+ zu dieser Stellung.
Nun hätte der schwarze König einfach zurückgehen und den weißen Schwerfiguren eine lange Nase machen können: 34…Kg7. Stattdessen folgte 34…Kh5. Nun führt 35.g3 nebst 36.Tg8 zu einem schnellen Matt. Stattdessen zog Weiß aber sofort 35.Tg8, wonach 35…Tb1+ 36.Kh2 Dxh4+ mit Gewinn für Schwarz möglich gewesen wäre. Schade, dass wir das verpasst haben!
An Brett 7 hatte ich wieder denselben Gegner wie in der letzten Saison. Mein anfänglicher leichter Stellungsvorteil war mir längst entglitten, und ich beschränkte mich schon darauf nur die schwarzen Konter einzudämmen. Doch dann fiel auch dem Schwarzen nichts mehr Richtiges ein, und - schon ein wenig in Zeitnot - verschlechterte er seine Stellung innerhalb weniger Züge erheblich. In der Diagrammstellung griff ich nun siegessicher auf e6 zu: 30.Txe6 in Erwartung von Txe6 31.Sf5+. Aber, oh weh, mit 30…Sg4! hätte Schwarz sofort gewinnen, ja, sogar mattsetzen können!! Dass beide Spieler das komplett übersehen haben, lässt sich nur dadurch erklären, dass sich während der letzten 10 Züge die Stellung von Zug zu Zug teilweise dramatisch verändert hatte, und außerdem sehr schnell gespielt wurde, dem Schwarzspieler blieb kaum mehr Zeit als das Inkrement.
Eine etwas bessere Figurenaktivität hatte sich in Ralf Wittmanns Schwarzpartie inzwischen langsam aber sicher zu einer klaren Gewinnstellung verdichtet. Aber, so großartig Ralf auch Mittel- und frühes Endspiel behandelt hatte, so grausam hat er nun - leider, leider - das resultierende Turmendspiel misshandelt und den leichten Sieg gegen den tschechischen IM aus der Hand gegeben. Es wird ihn selbst am meisten wurmen, hat er so doch auch ein sehr schönes Tuning für sein bereits hervorragendes Rating über Bord geworfen. Lieber Ralf, demnächst haben wir einen Vereinstrainer. Nimm es mir nicht übel, aber bei Lektionen zu Turmendspielen würden wir gerne einen Platz für Dich in der ersten Reihe reservieren!
Ralf hatte schon die ganze Zeit im Turmendspiel etwas gekünstelt gespielt. Ganz klar gibt es hier EINEN Zug, den man auf keinen Fall spielen darf: 54…e3-e2+. Danach war es sofort remis. Stattdessen hätte 54.Tb2-h2 immer noch gewonnen.
An Brett 3 stand Robert Gabriel immer minimal besser gegen Andreas Weiß und konnte am Ende in ein Springerendspiel mit einem Mehrbauern abwickeln. Aber dass der Sieg sehr knapp sein würde, wenn überhaupt, war den zahlreichen Umstehenden angesichts des schon stark dezimierten Bauernvolks klar.
In der Diagrammstellung dachte ich, hopp Robert, spiele 52.Sc7, hole Dir den G-Bauern und behalte gute Gewinnchancen. Tatsächlich gab es genau an dieser Stelle Roberts einzige Chance in der gesamten Partie den vollen Punkt einzufahren. Der richtige Zug wäre 52.Kc3! gewesen! Das treibt den schwarzen Springer auf schlechtere Felder, bzw. er verliert den G-Bauern nach 52…Sc1 53.Sd4 unter ungünstigeren Umständen.
An Brett 6 geriet Josef Gabriel gegen Andreas Hönick früh unter Druck, und die Stellung war wohl gewonnen für Weiß, sogar noch im Doppelturmendspiel. Hönick hat aber zu früh seine Druckstellung auf der C-Linie aufgegeben, so dass Josef in der letzten noch laufenden Partie das Remis für uns retten konnte. Danke Josef!
Wann gewinnen wir endlich mal in Gmünd? Heute hatte jedenfalls nicht viel gefehlt.
21.10 2012 Claus Seyfried