Zum Sterben zuviel...


Nachdem ich Petar zum Bahnhof gebracht hatte, dachte ich noch dass an diesem Tag alles funktioniere. Denn wieder hatte ich sofort einen Parkplatz vor der Tür gefunden. Kurz zuvor hatte Andreas Reuss richtig Glück gehabt, als sein Gegner in klar besserer Stellung eine ganze Figur einstellte:

M. Tischendorf - A. Reuss


Es folgt 31.Ke3?? Txd6!-+
Dies war das erste Mal, dass uns in dieser Saison an einem Brett etwas geschenkt wurde und damit schien ein schon immer gut aussehender Kampf für uns entschieden. Unsere Gegner waren ohne den auf Schachreisen befindlichen Jörg Hickl und auch ohne einen adäquaten Ersatz hierfür angetreten. Wir hatten an den letzten beiden Brettern nominelle Vorteile, weiter vorne aber immer noch starke Gegnerschaft. Den Vorteil hinten konnten wir voll verwerten, denn neben Andreas gewann auch Christoph Mäurer einen Königsinder mit Weiß. Sein Gegner verwendete alle seine Energie, seinen schlechten schwarzen Läufer zu tauschen. Nachdem er dies geschafft hatte, lag sein Damenflügel in Trümmern. Es gab noch zwei weitere weiße Königsinder in denen wir zwischendurch auf Gewinn standen. Mark Kvetny hatte einen davon:

M. Kvetny - E. Zude


Dies ist eine Traumstellung für Weiß. Mark wählte einen sicheren Weg mit 15.Lxg4? wonach sein verbleibender Vorteil aber langsam verflog und er am Ende noch verteidigen musste. Stattdessen hätte 15.exf5 gxf5 16.f4! riesigen Vorteil ergeben. Man muss eine Zeitlang hinschauen bis man begreift wie schlecht die schwarze Stellung ist.
Auch die Partien von Jaroslaw Krassowizkij, Petar Benkovic und Vera Nebolsina waren ohne größere Turbulenzen remis geendet. Am Spitzenbrett kämpfte Andreas wieder mit seinem Paulsen Sizilianer, aber das entstehende Endspiel sah gut aus. Doch dann wählte er den falschen Plan.

G. Ginsburg - A. Strunski


27... Td8? Turm auf die offene Linie ist hier einmal falsch. Schwarz kann nicht wirklich gegenhalten und sollte deshalb entweder warten oder eigenes Spiel aufziehen zum Beispiel mit b4 28.c3 Jetzt kann Schwarz nie auf d4 tauschen und verliert damit den Machtkampf um die Linie. ... Lb3 28... Tdb8 29.Td6 bxa4 30.Txc6 Tb2 war immer noch gut 29.a5 Le6 30.Le2 Kf6? Einfach nichts tun und die Türme nach f8 und c8 stellen. Wenn Weiß dann mit Lg4 auf e6 tauscht geht die f-Linie mit Gegenspiel auf. Nun wird hingegen der Bauer e4 mobil.31.Tad1 Ke7 32.Lf3 f6 33.Td6 Txd6? 34.Txd6 Tc8 35.Txe6+ Kxe6 36.Lg4+ 1-0
Als letzte Partie verblieb der dritte Königsinder von Igor Neyman. Er konnte ein gewonnenes aber kompliziertes Endspiel erreichen.

I.Neyman - U. Weber


34.Ke3? Angesagt war 34.Te8 e4+ 35.Kf4 mit glatter Gewinnstellung ... Kg6 35.Tg8+ Kf7 36.Th8 Kg7 37.Te8 e4 38. h4? Kf4 gewinnt immer noch leicht. Nun geht ein großer Teil des Vorteils verloren und die Stellung wird zweischneidig. ... Sb4! 39.Sxb4 axb4 40.Te6 Td3+ 41.Ke2 Tc3 42.Tb6 f4 43.Txb4?! Tc2+ 44.Ke1 Kf6 45.Txb7? Kf5 und der schwarze König läuft mach f3 mit fatalen Folgen.
Somit waren wir wieder im bekannten Muster. Zwei Punkte waren direkt greifbar, aber immer geht im letzten Moment noch etwas daneben. Nächste Runde geht es gegen Viernheim, neben Schwegenheim das zweite Chamäleon der Liga. Sie haben bis jetzt vier Mannschaftspunkte und viereinhalb Brettpunkte mehr als wir, aber die ELO-Performance ihrer Mannschaft ist schlechter als unsere!