Als ich gegen 14 Uhr die Treppen des Kulturvereins Untertürkheim emporstieg...
war der Kampf der Fünften bereits entschieden. Die weiße Ergebnispostkarte gab wahrlich kein schönes Bild ab: 6 zu 1 Punkte bei noch einer laufenden Partie! Der Don Quijote des Nachmittags war Tony Holzner, der in einer etwas schlechteren Stellung sich gegen die kommende Auftaktniederlage mit allen Kräften stemmte. Das Remis war am Schluß nicht mehr als Ergebniskosmetik. Vor allem das eindeutige 4:0 an den Brettern 5 bis 8 prognostiziert eine harte Saison. Der Abstiegskampf hat bereits begonnen, war die eine Quintessenz an diesem verregneten Nachmittag. Der Patient aus der 5. Kabine musste vor gar nicht so langer Zeit eine Menge lebensrettender Maßnahmen über sich ergehen lassen. Die lebenswichtigen Organe mussten ausgetauscht werden und die Zukunft wird zeigen ob diese miteinander harmonieren werden. Die andere Erkenntnis gehört in die Kategorie banal und trivial: Ein Mannschaftskampf ist mehr als das Ergebnis aller Bretter, mehr als acht Individuen, die sich als Subjekte begreifen und in diesem Glauben ihren Teil zum Gesamtergebnis beitragen. Aber soll ich wirklich in Zeiten in denen Leute die Vereine wie Unterwäsche wechseln an die Tugenden wie Freundschaft und Zusammenhalt erinnern? In jenen Zeiten wo die Verbundenheit zum Verein für viele ein Fremdwort und leere Rhetorik ist mag dieser Versuch einen Hauch Verzweiflung beinhalten. Und mag auch sein, dass der kurzfristige Erfolg den Siegern Recht gibt und der Moment des Triumphs ihren Verstand benebelt. Dies wird aber stets eine Episode bleiben, so vergänglich und unbedeutend wie die Vanitas. Welch eine Antithese zu 131 Jahren Tradition aus der Landeshauptstadt.
LK