Zuffenhausen I - SSF IV 4 : 4
Für beide Mannschaften ging es wie man so schön sagt, um nichts mehr, doch dafür war die Punkteteilung hart umkämpft.
Den ersten Punkt bekamen die Schachfreunde geschenkt: Der Gegner von Herbert Lutz konnte krankheitsbedingt nicht antreten, Brett 3 ging kampflos an SSF. Leider sorgte der Chronist umgehend für den Ausgleich: Im Glauben, mittels Dh4+ die Figur zurückzugewinnen opferte ich gegen Winkler den Läufer auf e4, übersah aber, dass der Gegner selbst ein Damenschach geben kann: Dh5+, g6, De5 und es hängen Le4 und Th8. Aufgabe nach 19 Zügen.
Besser machte es Vadym Kaplunov an Brett 4 gegen Wirth. Der eine hatte das Läuferpaar, der andere den starken Springer, das Remis bei vollem Brett ging in Ordnung - erst Recht wenn man bedenkt, dass SF Kaplunov zu spät kam und eine halbe Stunde weniger auf der Uhr hatte (das tief im Wald versteckte Vereinsheim von Zuffenhausen wurde schon manchem zum Verhängnis..) Remis auch an Brett 8, Harald Wohlt gegen Braun: Zwar hatte Harald im Endspiel den besseren Läufer, aber alle Einbruchfelder waren blockiert, so dass sein König den gegnerischen Bauern nichts anhaben konnte.
Im Endspiel 2 Türme und Läufer gegen 2 Türme und Springer verschaffte sich Wolfgang Bareiß an Brett 2 einen Freibauern, doch erwies sich seine Königsstellung als verwundbar. Mit aktivem König und starkem Springervorposten knüpfte Zuffenhausens Roland Mödinger ein schönes Mattnetz. Ein undeckbares Matt gab es auch an Brett 5 zu bewundern: Jürgen Hartlieb hatte für aktives Spiel im Zentrum den berüchtigten Pfahl im Fleische (schwarzer Bauer auf f3) in Kauf genommen - kein Problem, solange man die schwarze Mattdrohung Dh3 mit Df1 abwehren kann. Doch was, wenn man man die weiße Dame in der Hitze des Gefechts von der Schrägen abzieht, so dass sie nicht mehr in einem Zug nach f1 kommt? Eben. Noch ein Sieg für Zuffenhausen.
Wie gut, dass wenigstens Volodymyr Viskin heute in bestechender Form war. Wie Kamerad Kaplunov spielte er unfreiwillig ein Uhrenhandicap (siehe oben!) doch das hinderte ihn nicht daran, an Brett 1 gegen Zwicker alle Register zu ziehen. Mit Dame und Turm auf der f-Linie, einem Freibauern auf f3 und drohendem Springer stand er bereits überlegen, als er den Bauern b2 opferte, um auch noch den König in den Angriff einzuschalten. In der Schlussstellung musste die schwarze Dame im weißen Hinterland hilflos mitansehen, wie daheim ihr Gemahl vom weißen Pärchen mattgesetzt wurde - wieder einmal war bei SSF IV der Älteste der Stärkste.
Damit stand es nur noch 4:3 für Zuffenhausen, mit einem Sieg in der letzten Partie konnten SSF ausgleichen. Doch wie sollte das gehen, hatte Enkhjargal Budjav gegen Michael Meier im Endspiel mit je 1 Turm und Springer doch einen Bauern weniger? So: Man bilde einen Freibauern, rücke diesen bis b7 vor, stelle den Springer zentral und greife so lange schwache Punkte an, bis die gegnerischen Figuren passiv stehen und in Zugzwang kommen. Sodann ziehe man den Springer mit Tempo nach c8, wo er den Turm abklemmt und fessele den Springer d7, die einzige Figur, die danach noch das Umwandlungsfeld beherrscht. Voilà!
Zur Ehrenrettung von Schachfreund Meier sei gesagt, dass gegen Enkhjargal Budjav in dieser Saison einfach kein Kraut gewachsen war. Ob gute oder schlechte Stellung, Endspiel oder Mittelspiel, Budjav gewann einfach alles. Die fantastische Bilanz von 9 aus 9 ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Schachfreund Budjav bei Einzelturnieren durchaus Federn ließ - da muss es wohl doch am Mannschaftsgeist liegen.
Auf jeden Fall hat sich die Vierte auch in dieser Saison wieder sehr gut geschlagen. Wer weiß, wie die Abschlusstabelle aussehen würde, wenn ich im ersten Kampf gegen Feuerbach nicht das Endspiel vermasselt hätte...
F.Siegle