Mit Li Chao zum Sieg


Natürlich hatten wir mitbekommen, dass zur Zeit der junge Chinese Li Chao aufgrund eines Stipendiums auf Schloss Solitude weilt, auch wenn er zumeist auf Turnieren unterwegs ist. Überrascht war ich aber trotzdem, als ich eine Woche vor der Runde mitbekam dass Vera Nebolsina ihn überredet hatte für uns gegen Bebenhausen anzutreten. Einen 2700er Schachprofi, der in den 18 Tagen zuvor 17 Partien gespielt hatte, gratis zu einem Amateurkampf zu bekommen zeugt von dessen Gutmütigkeit. Also wurden die Formalitäten geregelt und am Spieltag holte ich ihn mit Vera an der Solitude ab. Deutsch spricht er natürlich nicht, aber auch Englisch macht ihm Probleme. So war die Unterhaltung auf der Hinfahrt zwischen ihm, seiner Freundin und Vera zumeist auf chinesisch. Ich denke er konnte einiges Neues über die Stiftung Solitude erfahren.
Unseren Gegnern war die Meldung nicht entgangen und da Zimmermann wegen Prüfungen fehlte setzten sie Gelegenheitsspieler Jan Dietzel ans Spitzenbrett. Mit einer Idee im Wolga von Lanka konnte Dietzel seinen Gegner trotzdem beschäftigen, der Großmeister war mit seinem Spiel nach der Eröffnung nicht zufrieden. Nach einem taktischen Fehler seines Gegners im 20. Zug war es aber schnell vorbei. Auch sonst sah der Kampf nach meinem Frühstück unten im Cafe eine Stunde vor der Zeitkontrolle prima aus. Vera stand gegen Carstens schon wieder sehr gut, nachdem sie eine gute Stellung nach der Eröffnung zuerst wieder zum Ausgleich verdorben hatte. Auch der geklammerte slawische Bauer auf c4 von Igor Neyman gegen Boris Latzke ließ auf einen Punkt hoffen. Zugleich stand niemand schlecht. Die Begutachtung der mir zugeschickten Partien zeigte allerdings, dass mir im Match der Jungstars Danijel Gibicar und Mark Kvetny einiges entgangen war. Zuerst stellte Mark die Partie komplett ein, dass verwandelte sein Gegner die Gewinn- in eine vollständige Verluststellung bevor sie bei meiner Rückkehr wieder halbwegs normal aussah.
Letztendlich kamen zum Punkt des Großmeisters noch zwei weitere volle hinzu. Sebastian Fischer hatte sich gegen Kaulich mit Weiss gegen einen Drachen eingelassen und überraschend fischte der schon schnell im Trüben, nach fünfzehn Zügen glaubte Rudi zwar noch an seinen Schützling der Computer allerdings nicht mehr. Ganz trocken sammelte hinten Christoph Mäurer erst Vorteile und dann den Punkt in einem Endspiel ein. Bei den Remisen hatte Andreas Strunski eher etwas Pech, während Petar Benkovic gegen Rudi Bräunings c3-Sizilianer eine solide Verteidigung ablieferte.
6.5 ist natürlich ein Wort. Es gibt uns nicht nur die Tabellenführung zurück sondern erlaubt ein weiteres Remis in den verbleibenden drei Runden. Die sind gegen Sontheim, Deizisau und Schmiden aber auch alles andere als einfach. Jedenfalls war der Mannschaftskampf mit Li Chao mal etwas anderes, ob es diese Saison noch einmal eine Wiederholung gibt, wird natürlich nicht verraten.



PS: Varianten gibts in diesem Bericht diesmal keine, aber sie werden mit weiteren Geschichten am 18.2.2014 beim Vortrag im Bürgerzentrum nachgereicht.