In dieser Saison haben wir in der Verbandsliga Nord-Württemberg den ungewöhnlichen Fall, dass es DREI Vereine gibt, die dort mit jeweils zwei Teams vertreten sind. Das sind Böblingen, Grunbach und wir. Am 17. November wollte es der Spielplan, dass wir mit zwei Teams zugleich, nämlich SSF 2 und SSF 3, nach Grunbach zu reisen hatten, um dort gegen Grunbach 1 und 2 zu spielen. Grunbach 1 hatten einen Großmeister in ihren Reihen und war laut Liga-Orakel der Favorit der Liga. Demnächst werden wir mehr zu diesen beiden Wettkämpfen von Harald Keilhack erfahren. Doch so viel sei schon heute verraten, es lief nicht schlecht.
Claus Seyfried
Josef Gabriel, Lothar Schwarzburger, Robert Gabriel, Harald Keilhack, Martin Hofmann, Uwe Schiestl, Dieter Migl, Alexander Wettengel, Rolf Fritsch, Alexander Kozlov, Klaus Zeiler, Pavel Aksenov, Christian Beyer, Lukas Forster.
18.11.2019. Von Harald Keilhack
... gab es am Sonntag in Grunbach mit den Begegnungen Grunbach - Stuttgart II sowie Grunbach II - Stuttgart III. Die Revanche wurde gleich für den 9. Februar angekündigt, mit den umgekehrten (vermutlich freilich weniger spannenden) Paarungen, zeitgleich mit der 2. Bundesliga mit Stuttgart und Schönaich! Grunbach - Stuttgart II wurde als vorentscheidendes Duell um den Aufstieg in die Oberliga angesehen. Eine glückliche Fügung des Terminkalenders ermöglichte es Stuttgart, womöglich zum letzten Mal alle Spitzenspieler ans Brett zu bringen. Natürlich ließ sich auch Grunbach nicht lumpen, brachte wie erwartet erstmals in dieser Saison GM Skembris; in der Meldeliste versteckt auf Position 5. Dazu einen Slowaken und einen Ungarn, den starken (Noch-)Jugendlichen Höglauer aus der Schule von Meistermacher Ulrich Haag sowie Neuzugang Pogorelow. Grunbach war mit einem oberligareifen Schnitt von 2170 durchschnittlich 50 DWZ-Punkte stärker, was sich aber hauptsächlich auf das Duell Skembris - Schwarzburger konzentrierte, der Rest der Paarungen war ziemlich ausgeglichen.
Schwarzburger kam mit Schwarz solide aus der Eröffnung, auch sonst regierte bei allen Spielern eher die Vorsicht, mit einer Ausnahme - natürlich Josef Gabriel. Migl klagte wegen eines kurzfristigen Ausfalls über mangelnde Eröffnungsvorbereitung, und es lief dann auch nicht so toll. Keilhack hingegen über Kopfschmerzen und allgemeine Schwäche und nahm in einer leicht besseren Stellung mit freilich spürbarem Zeitrückstand ausgangs der Eröffnung remis an. Migl folgte alsbald. Robert Gabriel wollte gegen den friedliebenden Dietzel, bei dem man immer das Gefühl hat, er weiß gar nicht, wie stark er ist, zunächst spielen. Dietzel opferte dann einen Bauern für Angriff, getraute sich nicht, ein konsequentes Damenopfer zu bringen (die Folgen waren ganz schwer zu berechnen), und im zweiten Anlauf wurde dann auch hier Frieden geschlossen. 1½:1½ also.
Beyer hatte am Spitzenbrett leichten Druck. Fritsch stand auch recht aussichtsreich mit einem starken Bauern d5 im Zentrum. Schwarzburger hielt die Stellung gegen Skembris auch nach einer Transformation der Bauernstruktur sehr solide. J. Gabriel brachte wieder einmal ein schablonenfreies Opfer; die Kompensation war nicht ganz einsichtig, immerhin war es „nur” der h-Bauer. Zudem geriet sein Gegner in Zeitnot und wirkte etwas nervös. Der kurzfristig eingesprungene Zeiler neutralisierte geschickt die leichte Initiative seines Gegners und erlangte Schritt für Schritt die Kontrolle. Ein äußerst knapper Ausgang stand zu erwarten. Die Mienen verdüsterten sich etwas, als Fritsch seinen d-Bauern bis nach d7 vorpreschte. Der Gegner ergriff die Gelegenheit, Gefangene zu machen, holte den Bauern ab und hatte dann bei guter Stellung samt Kontrolle der d-Linie einen Bauern mehr. Bei Schwarzburger hatte man den Eindruck, daß er etwas zu früh seine Blockadestellung aufgab, zugunsten eines Gegenspiels am Königsflügel - von der Idee richtig, aber ich vermute, nicht ganz perfekt getimt. Beyer verschmähte ein Dauerschach, doch der Gegner konnte alles parieren und erlangte die Kontrolle zurück. An Brett 8 zeichnete sich längst ein Remis mit ungleichfarbigen Läufern ab, aber Zeiler versuchte noch ein paar Sachen.
Doch dann lief alles perfekt: Josef Gabriels Stellung, mit am Königsflügel festgerannten Figuren, war in der Mitte bereits aufgegangen,
und mir erschien das vorteilhaft für den Gegner. Der übersah freilich ein Abzugsschach auf der langen Diagonalen, und der Rest war Formsache: 2½:1½.
Dem Gegner von Fritsch unterlief gleichfalls ein einzügiges Versehen, das Qualität, Bauer und Stellung kostete.
Und bei Skembris - Schwarzburger ereigneten sich erstaunliche Dinge:
GM Spyridon Skembris (Grunbach, ELO 2415) - Lothar Schwarzburger (SSF 1879, ELO 2178)
40...h4! Ok, zugegebenermaßen die einzige Idee von Schwarz. Mit Klammerzügen wie 40...Lb8 gewinnt man gegen Großmeister wenig Blumentöpfe. 41.b8D? Schnell, selbst- und siegesbewußt vom GM gespielt! Objektiv hätte er sich bereits Gedanken machen müssen, ob man am besten nach 41.Db2 h:g3 42.De2, 41.f4 De4+ oder 41.Lf1 h:g3 42.De2 das Remis erreicht. 41... h:g3 Jetzt fing bei Skembris das große Grübeln an. Und die Miene verzog sich langsam aber sicher nach unten. 42.h:g3 Denn 42. D:d6 Df2+ 43. Kh3 D:h2+ 44. Kg4 f5+ 45. Kf4 (oder 45. Kg5 Dh6#) 45... g2+ 46. Kg5 Dh6#!. 42... D:g3+ Jetzt ist Weiß verloren, denn Schwarz kann erst noch f3 mit Schach abräumen und anschließend wieder ...Dg3+ und L:b8 spielen. 43. Kf1 D:f3+ 44. Ke1 Dg3+ 45. Kd1 L:b8 46. D:c5 Dc3 47. d6? Völlig von der Rolle, 47.Db4. 47...d3 0:1 |
Zwischenzeitlich machte Zeiler remis, Fritsch hatte ein unverlierbares Endspiel mit Mehrqualität, und beim Stand von 4:2 wurde auch an Brett 1 Frieden geschlossen. Den Schlußpunkt setzte Fritsch zu einem freilich nach dem Spielverlauf zu hohen 5½:2½. Laut dem Homburger Liga-Orakel hat Stuttgart damit eine Aufstiegschance von 93,4%! Freilich steht noch das schwere Spiel gegen Verfolger Böblingen II an, und bis dahin kann man vermutlich auf nicht mehr so viele der fünf Spitzenbretter zurückgreifen. Aber es gibt auch noch ein paar leichtere Spiele, und man muß ja nicht unbedingt einen Durchmarsch schaffen ...
Bei der Dritten sah es gegen die in dieser Liga vermutlich überforderten Grunbach II von Anfang an gut aus. Einige Bretter strebten auf Remis zu, einige auf Sieg.
Sorgen machten allenfalls die beiden Spitzenbretter, wo Hofmann mit gut 250 DWZ mehr und Weiß nichts erreichte und Seyfried gar unter Druck schien.
Dessen Gegner schnappte sich freilich reichlich voreilig und unbedacht Seyfrieds schwachen d-Bauern und geriet nach der offensichtlichen Parade in endloses Grübeln.
Das Ergebnis war eine Zeitüberschreitung nach 18 Zügen. Am Ende hieß es 6:2, keiner der 16 Stuttgarter hatte verloren.
Mit 3:5 Punkten steht die Dritte freilich erst am Anfang des Abstiegskampfes, da man in der Verbandsliga erfahrungsgemäß 8:10 Punkte braucht
und mitunter sogar mit 9:9 nicht sicher ist. Vieles hängt auch von der „Ersten” ab, denn wenn die in der Bundesliga drinbleibt,
könnte es nur 2 Verbandsliga-Absteiger geben. Von denen einer (Grunbach III eben) praktisch schon feststeht.