Willkommen zu einer neuen, verheißungsvollen und spannenden Saison!
Es gibt neue Spieler und alte Bekannte, alte und neue Mannschaftsführer und im Kreis Stuttgart-Mitte sogar eine ganz neue Spielebene. Aber der Reihe nach:
Nach dem doch ziemlich souveränen Aufstieg unserer 1. Mannschaft stehen wir wieder einmal vor der Herausforderung, als stolzer Amateurverein im Haifischbecken Bundesliga zu überleben, gespickt mit Profis und Halbprofis sowie Meisterspielern jeglicher Couleur. SSF 1879 setzen auf die Jugend, mit Ivan Schitco und Mark Kvetny sind die größten Talente ganz vorne aufgestellt – neu dazu kam Andrei Macovei, alle 3 haben über 2400 DWZ und beste Chancen, weitere Normen zu erzielen, wenn sie mit gestandenen Großmeistern die Klingen kreuzen. Dahinter folgen die bewährten Kräfte Petar Benkovic, Igor Neyman und Andreas Strunski, den man getrost auch noch zu den Jungen zählen kann. Neu dabei ist auch Volodymyr Vyval, dem es gelang, beim Monats-Schnellturnier die Dominanz von Rolf Fritsch zu durchbrechen, 7 aus 7 sind kein schlechter Einstand…unter den bekannten Namen der alten Oberliga finden sich noch 2 „Neue“, diesmal aber sozusagen von nebenan: Christian Beyer und Harald Keilhack (bestens bekannt als Schachautor, Kolumnist und Kommentator der Oberliga) wechselten vom SC Feuerbach zu den Stuttgarter Schachfreunden, wo wir sie natürlich nur allzu gern aufgenommen haben. Für beide gilt wie auch für die meisten anderen Spieler unserer alten Oberliga: Sie können dem Verein auf doppelte Weise nützlich sein, nämlich einerseits als notwendige Reserve für die 2. Bundesliga und gleichzeitig als willkommene Verstärkung unserer zwei Verbandsliga-Mannschaften! Möglich macht dies die besondere Ersatzregelung bei der Bundesliga: Während man üblicherweise in einer tieferen Mannschaft als Stammspieler alle Einsätze bestreiten kann und in einer höheren Mannschaft als Ersatzspieler maximal 3 Einsätze, ist diese Beschränkung bei der Bundesliga aufgehoben: Dort können Ersatzspieler aus tieferen Mannschaften mehr als 3 Einsätze bestreiten und sich so in der Bundesliga „festspielen“ - dafür sind sie dann in der tieferen Mannschaft gesperrt, also genau umgekehrt. Die Kunst besteht darin, die Leute so einzusetzen, dass sie möglichst oft in der Verbandsliga vorne punkten können, bevor sie sich oben festspielen und dann zu reinen Bundesligaspielern mutieren. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl und gute Kommunikation zwischen den Mannschaftsführern von Bundesliga und Verbandsliga.
Also eine echte Herausforderung, nicht nur spielerisch, sondern auch organisatorisch: In der Bundesliga sind die Reisewege länger (zum Glück wachsen auch die Zuschüsse) und es gibt Doppelrunden mit Übernachtung, wo sowohl samstags als auch sonntags gespielt wird. Ich wünsche Claus Seyfried als MF und dem Verein als Ganzes, dass sich die Stuttgarter Schachfreunde 1879 in der 2. Bundesliga wacker schlagen und mehr als nur ein Achtungserfolg dabei herausspringt. Aber der Spielstärke-Unterschied zur Oberliga ist natürlich gewaltig!
So erfreulich der unverhoffte Aufstieg der 3. Mannschaft auch war (als Vizemeister der Landesliga im Nachrückverfahren), es entstand dadurch das bekannte Dilemma, das man immer hat, wenn zwei Mannschaften in einer Liga spielen: Soll man eine Mannschaft zur „Aufstiegsmannschaft“ erklären, sie möglichst stark machen und dafür in Kauf nehmen, dass die andere Mannschaft so schwach ist, dass sie praktisch keine Chance auf den Klassenerhalt hat? Oder soll man beide Mannschaften gleich stark machen, damit möglichst keine absteigt, aber dafür auf jede Aufstiegsoption verzichten? Am besten wäre natürlich beides: Aufstiegschancen für die eine Mannschaft, Klassenerhalt für die andere. In der Situation war es ein Segen, dass mit Christian Beyer und Harald Keilhack (unter tätiger Mithilfe von Claus Seyfried) eine Verstärkung aus Feuerbach kam. Beide stehen der 2. Mannschaft zur Verfügung, zumindest solange, wie sie nicht dauerhaft in der Bundesliga gebraucht werden – ab 3 Bundesliga-Einsätzen ist Schluss mit Verbandsliga, dann können sie nur noch Bundesliga spielen, aber solange sie darunter bleiben, können sie ihre Stärke voll in den Dienst der Verbandsliga stellen. Das gleiche gilt für Robert Gabriel, Rolf Fritsch, Lothar Schwarzburger und Dieter Migl: Alle sind „verkappte“ Bundesligaspieler mit der Möglichkeit, sich oben festzuspielen, aber bis es soweit ist, können sie MF Josef Gabriel helfen, die Verbandsliga aufzumischen und die 2. Mannschaft in die „Pole-Position“ zu bringen. Der Vergleich mit der Formel 1 passt: Man startet mit vollem Tank und verschafft sich einen Vorsprung in der Hoffnung, dass der Sprit bis über die Zielgerade reicht...
Analog ist es bei der 3. Mannschaft: Hier sind Martin Hofmann und Claus Seyfried parallel in der 1. Mannschaft gemeldet, die vom „Bundesliga-Sog“ über kurz oder lang nach oben weggezogen werden. Auch dann sollte die Mannschaft von Pavel Aksenov aber noch genügend Substanz haben, um die Klasse zu halten.
Am 15.09.19 kommt es beim Saisonauftakt im MUSEO in der Gablenberger Hauptstr. 130 gleich zum Bruderkampf der beiden Verbandsliga-Mannschaften, Beginn 10:00. Da die einen um den Aufstieg spielen, die andern gegen den Abstieg, hat keiner was zu verschenken = beste Voraussetzungen für ein spannendes Duell.
Never change a winning team - nach diesem Motto habe ich alle Spieler der Vierten gefragt, ob sie nach dem Aufstieg auch eine Ebene höher in der Landesliga wieder mit von der Partie sind = 100% Zustimmung, das spricht für einen guten Mannschaftsgeist. Dazu bekamen wir noch Alexej Potapov als weiteren Stammspieler, der durch hervorragende Leistungen im Vereinsturnier auf sich aufmerksam gemacht hat.
Es hätte ein perfekter Saisonstart werden können, wenn nicht das Schicksal auf die schlimmstmögliche Weise zugeschlagen hätte: Harald Wohlt, engagierter Spieler, Mitaufsteiger, Co-Mannschaftsführer, Jugendtrainer, jahrzehntelanges SSF-Mitglied, Gründer vom legendären Schach-Depot und zuletzt als Turnierspieler wieder richtig gut unterwegs, ist völlig unerwartet in der Nacht vom 07.auf 08.09.19 verstorben, mitten aus einem aktiven (Schach)Leben gerissen. Harald hatte sich auf die Landesliga gefreut, am 15.09.19 wollten wir den Aufstieg nachfeiern (seine Idee) und jetzt lebt er nicht mehr, das ist immer noch schwer zu glauben.
Die Konkurrenz ist stark, aber wir werden uns richtig reinhängen. Ich habe das Gefühl, als wären wir das Harald schuldig.
Die 5. Mannschaft hatte in der letzten Saison eine Superleistung an den Tag gelegt und wäre um Haaresbreite aufgestiegen. Zwar muss MF Bernd Zäh nun auf Alexej Potapov verzichten, aber die Aufstellung kann sich trotzdem sehen lassen, es ist eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern. Die aufstrebenden Jugendlichen Johannes Leitherer und Michael Alkabetz sind ebenfalls mit an Bord.
Also eigentlich gute Voraussetzungen, um erneut den Sturm auf die Bezirksliga anzugehen. Wäre da nicht die brachiale Aufstellung von DJK Stuttgart-Süd mit Annemarie Meier (!) an Brett 1, Ex- Frauenbundesliga und frühere Oberligaspielerin bei SSF 1879, gefolgt von zwei 1900er-Spielern. Das ist eine klare Ansage, wer aufsteigen will, muss daran vorbei. Das wird schwer!
Trotzdem kein Grund, nicht alles zu versuchen, denn eine Mannschaft besteht aus 8 Spielern und gekämpft wird an ALLEN Brettern von vorne bis hinten - egal wie groß der Spielstärkeunterschied auch ist, an jedem Brett gibt es für den Sieg nur 1 Punkt. Und psychologisch gesehen ist es immer besser, der Verfolger zu sein als der haushohe Favorit. In diesem Sinne: Nur munter drauf los, beim ersten Spiel am 15.09.19 daheim im MUSEO gegen Gerlingen 2 kann man schon etwas für das Selbstvertrauen tun.
Zeitenwende in der Sechsten: Nach einer gefühlten Ewigkeit heißt der Mannschaftsführer nicht mehr Horst Gehring, Grund ist bekanntlich sein Umzug nach Baden-Baden (wo dem Vernehmen nach auch gepflegtes Schach gespielt wird...) Von seinen treuen Mitstreitern sind Niel Haro, Manfred Eberhard und Wilfried Gallmeister noch dabei, das sind die Routiniers. Die andere Hälfte sind jüngere Spieler, also auch hier eine interessante Mischung. Blieb noch die Frage nach dem Mannschaftsführer des 6er-Teams? Große Anerkennung gebührt Michael Alkabetz, der bereit war, erneut als Mannschaftsführer in der A-Klasse zu fungieren, obwohl er selbst mittlerweile eine Ebene höher in der Kreisklasse spielt – tolle Einstellung, da könnte sich manch älterer Schachfreund eine Scheibe abschneiden.
Da einige Jugendspieler nun in der A-Klasse und in der Kreisklasse eingesetzt werden, gibt es nur noch 1 SSF-Mannschaft in der B-Klasse. Dort reichen 4 Leute pro Team, dafür gibt es genügend Ersatz. Überflieger der B-Klasse ist natürlich der Mini-Verein Zentrumsbauer Stuttgart, dessen Spieler allen anderen an Erfahrung und Spielstärke weit überlegen sind – das soll uns aber egal sein, es geht darum, sich mit allen Mannschaften zu messen und da gibt es in der B-Klasse genügend andere, die in Schlagweite sind, was spannende Begegnungen garantiert. Auch hier ein Sonderlob an den Mannschaftsführer: Obwohl erst vor kurzem beigetreten, war Tim Schultz bereit, den Posten des Mannschaftsführers zu übernehmen – vielen Dank für diesen Einsatz!
Kurz vor Meldeschluss wurde bekannt, dass es im Schachkreis Stuttgart-Mitte erstmals wieder eine C-Klasse geben würde – da müssen SSF 1879 natürlich dabei sein, denn für manche ganz Jungen oder Turnierspieler mit wenig Erfahrung ist der Einstieg in der B-Klasse vielleicht noch zu hoch: Bevor man sich frustriert vom Mannschaftsschach abwendet, weil die Erfolgserlebnisse nicht so schnell kommen wie erhofft, kann man sich jetzt seine ersten Sporen in der C-Klasse verdienen! Da schnell entschieden werden musste, habe ich mich kurzerhand selbst als Mannschaftsführer eingetragen, sozusagen als Platzhalter, damit es mit der Meldung auf jeden Fall klappt. Auch hier reichen 4 Spieler pro Team, das sollte zu schaffen sein.
Saisonauftakt in der C-Klasse ist erst am 27.10.19, ein Auswärtsspiel in Wolfbusch. Also genug Zeit, um zu überlegen, wer sonst noch für die Betreuung der C-Klasse in Frage kommt.
Schon jetzt vielen Dank an alle Spieler, Mannschaftsführer, Trainer, Fahrer, Betreuer und sonstigen Helfer, die es ermöglichen, dass SSF 1879 in der kommenden Saison mit 8 Mannschaften ins Rennen gehen von der Bundesliga bis zur C-Klasse. SSF 1879 sind wie ein Albatros, wir haben eine riesige Spannweite…jetzt müssen wir nur noch abheben!
Viel Erfolg und allen einen guten Start!
Florian Siegle