Württembergische Senioren-Mannschaftsmeisterschaft 2018/2019


SSF1 mit Kampfgeist zum Turniersieg – SSF2 auf Platz 4 unter 18 Mannschaften

Ihre Zurückhaltung gegenüber dem abgesenkten Eintrittsalter von 50 Jahren haben in diesem Jahr eine ganze Reihe von Mannschaften aufgegeben. Es war früh erkennbar dass dadurch vor allem an den vorderen Brettern die Konkurrenz der gerade mal 50jährigen Gegner es uns schwer machen wird den Titel zu verteidigen. Zumal wir nach wie vor hauptsächlich mit unserem großen und bewährten Stamm von 65+ Spieler antraten.

Wohlt-Gackenholz-Poethig-Hoeschele

SSF2 bei der gemeinsamen Eröffnungsrunde in Stuttgart Vaihingen in der Aufstellung Harald Wohlt, Friedrich Gackenholz, Hans Pöthig und am Spitzenbrett leicht verdeckt Uli Höschele.

SSF2 landete auf einem sehr ordentlichen 4.Platz! Friedrich Gackenholz war mit 4/5 Punkten der erfolgreichste Punktesammler aller SSF-Spieler, dicht dahinter Jürgen Hartlieb der mit 3/3 keine halben Sachen machte! Im nachfolgenden Diagramm überwindet Friedrich mit lockerer Hand die gegnerische Verteidigung:

Friedrich Gackenholz (SSF2) – Karl Krieg (Schwäbisch Gmünd), 3.Runde
Partie-Gackenholz–Krieg-1 26.Lh6! gxh6 27.Dg3 Sg6 28.fxg6 hxg6
Partie-Gackenholz–Krieg-2 29.Txf7 Tg8 30.Df4 1-0

Schmid-Schmid-Gabriel-Wolf

SSF1 nach dem Sieg in Leinfelden, v.l.n.r. Hartmut Schmid, Wofgang Schmid, Josef Gabriel, Walter Wolf

In den letzten Jahren galt: kein Foto der SSF-Seniorenmannschaft ohne Heinz Gerstenberger!
Heinz musste sich mitten in der Saison wegen einer ernsthaften Erkrankung vom Turnierschach abmelden. Ich habe mir daraufhin mal die Ergebnisse von Heinz in der Seniorenmannschaft angesehen – seit 8 Jahren ohne Niederlage!! Heinz, nun wünschen dir die SSF-Senioren dass du auch diese Krankheit erfolgreich bestehst und wir dich in der nächsten Saison wieder in der Mannschaft willkommen heißen können!

In den letzten beiden Runden gab es für SSF1 die 2 dicksten Brocken. Zuerst ging es gegen Nürtingen, deren Ambitionen auf den Titel klar erkennbar waren. Hier konnten sich an den ersten beiden Brettern die sehr starken Nürtinger durchsetzen. Alexander Kozlov gelang ein schöner positioneller Sieg zum 2:2 Endstand.

Auch als Schachnestor kann man noch vom Schachtraining profitieren. So packte Hartmut Schmid im Spiel gegen Nürtingen das Scharah-Henning Gambit aus mit dem er sich jüngst beschäftigt hatte (zu der Eröffnung hat Valerij Bronznik ein Buch geschrieben).

Klaus-Dieter Templin (Nürtingen) – Hartmut Schmid (SSF1) 4.Runde
Partie-Templin-Schmid-1 Ausgangsstellung des Gambits nach 4…cxd4
Partie-Templin-Schmid-2 nach 9.Lg5(?) zielt Hartmut voll auf den nicht rochierten König, es folgte: 9…Lxd5 10.exd5 Lb4+ 11. Ld2 Lxd2
Partie-Templin-Schmid-3 ..und nach 12.Dxd2 Se4! (Diagramm) 13.De3 Da5+ 14.Ke2 0-0 15.dxc6 Tfe8, 16.cxb7 Tad8 war der weiße König im Zentrum festgenagelt 0-1 im 21. Zug

In der letzten Runde bekamen wir dann mit Feuerbach die von der Papierform her stärkste Mannschaft zugelost. Durch den Todesfall eines Mannschaftsmitgliedes war Feuerbach zu einer kampflosen Niederlage gekommen, so dass sie nicht mehr ins Spiel um den Turniersieg eingreifen konnten. Gegen uns wollten sie aber nochmals ihre Chancen ausloten und traten in ihrer bisher stärksten Aufstellung an.

Man kann nicht sagen dass die Feuerbacher Spitzenbretter ihre Überlegenheit anfangs umsetzen konnten. Josef war mit seiner Stellung sehr zufrieden, was ja öfters vorkommt, kam aber dann doch ins Hintertreffen. Hartmut gelang der erste dramatische Höhepunkt des Tages, er übersah in besserer Stellung ein Matt.

Partie-Keilhack-Schmid
Harald Keilhack (Feuerbach) – Hartmut Schmid (SSF1)

Hartmut zog hier 33…Lxg4?? und übersah dabei 34.Dh7+. Schwarz am Zug hätte stattdessen mit dem energischen 33...f4-f3! seine eigene Dame in den Königsangriff schicken können. z.B. 34.gxh5 Txe2 35.Kxf3 Lxg4+ oder 34.Lxf3 Dh2+ 35.Ke1 Sf4 und der schwarze Angriff wäre unwiderstehlich geworden.


Alexander gelang es einen lang anhaltenden Druck auf die gegnerische Stellung auszuüben, die einen Bauergewinn erbrachte. Und eine sehr ungünstige Stellung des gegnerischen Königs, so dass dieser schnell alle Hoffnung fahren lassen musste. Stand 1:2 für Feuerbach.

Alexander Kozlov (SSF1) – Armin Zimber (Feuerbach)
Partie-Kozlov-Zimber-1
48.h4 gxh4 49.g4! Sd7
Partie-Kozlov-Zimber-2
50.g5 + Kg7 51. Df7+ Kh8 52. Dg8++

Gelingt Florian noch der rettende Punkt zum 2:2 ? Je nachdem zu welchem Zeitpunkt man auf diese Partie einen Blick warf, dürften da recht unterschiedliche Antworten gekommen sein.
Stuttgarter Kiebitze meinten „Florian stand vielleicht sogar mal besser .. hätte Dauerschach geben können… kann beim Stand von 1:2 nicht auf remis spielen… steht dann aber total platt… Zeitnot… und plötzlich setzt Florian matt“.

Anerkennende Worte auch von der gegnerischen Mannschaft, Harald Keilhack meinte zur Partie: „Eine der originellsten Partien, die ich je gesehen hab. Schon deutlich jenseits des 40. Zugs eine Mittelspielstellung mit weißem König auf a5, der sich mühsam hinter seinen eigenen Figuren verschanzt hatte. Mit D T T L gegen D T L S hatte er eine Qualität mehr, zudem einen starken Freibauern auf g7, vor der Nase des schwarzen Königs. Zugwiederholung hat Siegle mehrfach drin, ob auch mehr!?
Jedenfalls findet er nichts und spielt dann irgendwie weiter, eine Entlastung von Weiß zulassend. Unser Mann steht dann besser bis auf Gewinn, ein eventuelles Dauerschach für Schwarz das höchste der Gefühle. Doch plötzlich hat Weiß drei Alternativen: Dauerschach zulassen, (etwas versteckt) das Dauerschach vereiteln, oder auf eine Weise vereiteln, in der er - ins Matt läuft. War klar für welche er sich entschied…“ Mit dieser spannenden Partie zum 2:2 sicherten wir uns ganz knapp den Turniersieg vor Nürtingen!


Endstand der wuertt. SeniorenMM 2019

 

Weiterhin holprige Einführung der Altersgruppen 50+ und 65+

Auf deutscher Ebene scheint es noch nicht endgültig entschieden zu sein, in welche Richtung es mit den neu eingeführten Altersgruppen geht. Wie bekannt gab es bis 2017 ja nur die Altersgruppe 60+.
Der Schachverband Baden dürfte im Seniorenschach der aktivste Landesverband in Deutschland sein, da spielten früher schon auf Bezirksebene 40 Seniorenmannschaften mit. In diesem Jahr wurde dort die BSMM erstmals mit den neuen Altersgruppen ausgetragen. Der badische Senioren-Referent Bernd Fugmann schrieb mir über seine Erfahrungen mit den neuen Altersklassen folgendes:

„Im BSV gehen Ende März die Bezirks-Senioren-MM der Saison 2018/2019 zu Ende. An den erstmalig in getrennten Altersklassen ausgetragenen Meisterschaften haben sich überraschend 15 Viererteams 65+ aus 6 Bezirken und 27 Teams 50+ aus 8 Bezirken beteiligt. Davon haben in 5 Bezirken Teams für beide Kategorien gespielt. Ab April wird die Senioren-MM mit den qualifizierten Viererteams auf Badischer Ebene im Knockout-System bis zum getrennten Finale Ende Juni zu Ende geführt.
Dass sich für 50+ mehr Mannschaften entschieden haben, liegt insbesondere daran, dass hier auch die älteren Spieler alle teilnehmen können. Interessanter Effekt, denn bei den Einzelmeisterschaften in Freudenstadt sieht es gerade umgekehrt aus.

Ob wir allerdings bei der Trennung in zwei separate Altersklassen bleiben, ist sehr kritisch und offen anzusehen. Eventuell gehen wir kommende Saison wieder zurück zu 60+, da auch der allgemeine Trend in den einzelnen Landesverbänden gegenläufig ist, wie die Sitzung der Seniorenkommission Anfang Februar in Gladenbach gezeigt hat. Nur 3 bis 5 Landesverbände (davon Baden und Württemberg) unterstützen die Trennung der Altersklassen. Auch bei der Deutschen Senioren-Meisterschaft in Radebeul im April kommt das ungleiche Verhältnis zum Ausdruck. Also hier ist noch Bewegung vorherzusehen.“
Soweit Bernd Fugmann. Zur Ergänzung die bisherigen Anmeldungen für Radebeul: 164 Spieler bei 65+ und 39 Spieler bei 50+.

Mit Florian Siegle haben wir bei SSF1 erstmals einen Spieler in den 50ern eingesetzt. Dies mag auch ein Zeichen für die sich anbahnende Verjüngung in der württ. Senioren-MM sein falls es bei der jetzigen Regelung bleibt. Noch konnten wir uns behaupten, Dieter Hottes war mit 83 Jahren(!) unser ältester eingesetzter Spieler (1/1).

Mit der Einführung der 50+ Altersklasse im letzten Jahr und der gleichzeitigen Zusammenlegung von 50+ und 65+ auf württembergischer Ebene könnte es jedoch langfristig vorbei sein mit einem Turniersieger der nur Rentner in seinen Reihen hat. Dadurch dass in der höheren Altersklasse die Altersgrenze von früher 60 Jahre auf 65 angehoben wurde, dürfte es in Württemberg zu wenig Vereine geben die eine reine 65+ Mannschaft aufstellen können. Eine Trennung der beiden Altersgruppen in diesem Turnier ist also nicht abzusehen. Aufgrund der diesjährigen Ergebnisse bekommt man den Eindruck, dass zukünftig verstärkt Spieler im Alter von Anfang 50 von den Vereinen für dieses Turnier gemeldet werden, selbst wenn diese vielleicht gar nicht spielen. So können sie zumindest in entscheidenden Spielen eingesetzt werden. Der Nachteil ist, dass die ursprüngliche Idee eines Turniers für Spieler die aus dem Berufsleben ausscheiden dadurch etwas in den Hintergrund tritt. Die SSF-Senioren werden dennoch im nächsten Jahr versuchen den Titel zu verteidigen!

Vielleicht wäre es eine Alternative wenn man die darunter liegende Altersgruppe nur von 50-59 laufen lässt. Da kann man später auch noch ein 40+ einführen oder ein 70+. In der Schach-Jugend ist ja auch eine immer feinere Abstufung der Altersklassen zu beobachten.

Erfreulich jedenfalls dass es in diesem Jahr kaum kampflose Partien gab und dass bis zum Schluss der Turnierausgang spannend blieb!

 

  Walter Wolf

 



Unsere Trophäe. Wir haben vier Exemplare davon während der Zentralen Schlussrunde der Oberliga am 7. April in Stuttgart-Vaihingen von Bernhard Krüger erhalten.