Die Stuttgarter Schachfreunde trauern um ihr langjähriges Mitglied Harald Wohlt
* 30.04.1952 † 08.09.2019
Liebe Schachfreunde, es ist etwas Unfassbares passiert. Am letzten Montag erhielt ich einen Anruf von einem Stuttgarter Festnetzanschluss. Am Telefon eine gefasste, aber doch irgendwie angefasste Frau, die sich als Haralds Freundin vorstellte. Sie berichtete, dass Harald am Wochenende verstorben ist.
Am Samstagmorgen hatte er noch in Vaihingen die letzte Runde beim Seniorenturnier gespielt. Doch am Nachmittag fühlte er sich so schlecht, dass sie zusammen die Notaufnahme des Marienhospitals aufsuchten. Dort konnten Herz- und Kreislaufprobleme ausgeschlossen werden, aber auch keine Diagnose gestellt werden. Sie verließen die Notaufnahme und am Abend fühlte er sich schon wieder besser. Aber das war leider nicht von langer Dauer. In derselben Nacht ist Harald verstorben. So schnell kann das Leben zu Ende gehen, von einem auf den nächsten Moment. Man fasst es kaum.
Wir dürfen Florian Siegles Mail an Haralds Team-Kollegen in Auszügen wiedergeben: „Liebe Schachfreunde, wahrscheinlich seid ihr von der Nachricht genauso geschockt wie ich, als mich Bernd Zäh heute anrief: Am Wochenende ist Harald Wohlt gestorben. Eben erst spielte er noch das Seniorenturnier in Vaihingen zusammen mit etlichen anderen Schachfreunden. Danach fühlte er sich nicht gut und ließ sich im Krankenhaus durchchecken - dort hat man nichts festgestellt und ihn nach Hause geschickt.
Harald war Musiker (studierter Konzertgitarrist) Schachspieler und Gründer des legendären Schach-Depots in Stuttgart-West, also zwischendurch mal ein echter Schach-Unternehmer. Seinen Schachladen hat er dann vor etlichen Jahren an Sotirios Stavridis übergeben, um wieder Musik zu unterrichten. Als ich vor 30 Jahren zum Verein kam, war er mein erster Mannschaftsführer, damals noch A-Klasse, aber die Frisur war die gleiche. Er ist sich über all die Jahre treu geblieben, trotz einer langen Schachpause. Zuletzt hat Harald viel Turnierschach gespielt, mit dem Ehrgeiz, seine DWZ wieder zu verbessern.
Auch in Schulen hat er Unterricht gegeben, denn den Trainerschein B hatte er auch, länger als die meisten, und das Pädagogische hatte er als Musiklehrer natürlich drauf. Sogar im Vereinsausschuss (wo er schon vor Jahrzehnten mitgewirkt hatte) war er wieder engagiert und in der Mannschaft sowieso, als zuverlässiger Spieler und als mein Stellvertreter. Wie gesagt, am Aufstieg hatte Harald maßgeblichen Anteil. Er ist also mitten aus einem aktiven (Schach-)leben gerissen worden, mit 67 Jahren, ohne Vorwarnung.
Mir geht es wie allen, ich kann es noch gar nicht fassen. Harald war es auch, der als erstes eine „Aufstiegsfeier“ angeregt hat. Er hatte mehrfach -mit einem Augenzwinkern- nachgefragt, „ob das noch was wird“ mit unserer Feier. Jetzt haben wir uns für den 15.09.2019 verabredet und er selbst ist nicht mehr dabei, da könnte ich mich in den Hintern beißen.. er hat sich auf die Landesliga gefreut, soviel ist sicher. Ich schlage vor, dass wir uns am Sonntag trotzdem treffen, diejenigen, die Zeit haben. Von einer „Feier“ möchte ich nicht mehr sprechen, nennen wir es ein geselliges Treffen mit einem Schatten darüber. Wir können trotzdem die ein oder andere Partie anschauen und dabei an Harald denken. Das Leben geht weiter, der Schachbetrieb auch, aber Harald wird uns fehlen“
Mit einem Kloß im Hals
Text: Florian Siegle und Claus Seyfried
Foto: Walter Wolf