Was für eine Saison! Dem Spielleiter hat es glatt die Sprache verschlagen, deswegen kommt die Würdigung auch mit monatelanger Verspätung…die Bilanz ist aber auch beeindruckend:
2 Mannschaften wurden Meister ihrer Klasse: Die 1. ist aufgestiegen (ab sofort dürfen sich SSF 1879 wieder zu den Bundesligavereinen zählen!) und die 4. tat es ihr gleich und spielt künftig wieder Landesliga. Zusätzlich gibt es 2 Vizemeister – die 3. und die 5. beide haben nur hauchdünn den Spitzenplatz verpasst. Und da Wolfbusch 2 auf den Aufstieg verzichtet, schafft die 3. den Sprung in die Verbandsliga im Nachrückverfahren. Macht zusammen 3 Aufsteiger!
Auch der Mittelfeldplatz der 2. ist aller Ehren wert – vom Rating her eine der schwächeren Mannschaften konnte sie sich in der Verbandsliga gut behaupten und den Klassenerhalt vorzeitig sicherstellen. Zufrieden kann man auch mit der Leistung der 6. und 7. Mannschaft in der A-Klasse sein: Mit Platz 3 hielt die 6. Mannschaft Anschluss zum Spitzenduo und Platz 6 für die Newcomer der 7. Mannschaft entspricht genau der Startrangliste, satte 3 Mannschaftspunkte Vorsprung vor dem Nächstplatzierten und fern aller Abstiegsränge.
Anders ausgedrückt: Außer den 3 tatsächlich aufgestiegenen Mannschaften hatten noch 2 (!) weitere SSF-Mannschafen Chancen auf den Titel in ihrer jeweiligen Spielklasse. Das allein zeigt, wie gut sich SSF 1879 in dieser Saison geschlagen haben, quer durch alle Ligen.
Jede Menge Aufstiegsmöglichkeiten und so gut wie keine Abstiegssorgen, das hatten wir lange nicht…
In 3 Jahren aus dem Jammertal zum Gipfel, das hat die 1. geschafft, ganz aus eigener Kraft. Der Vizemeistertitel im Vorjahr gab schon Anlass zu den schönsten Hoffnungen, aber wie oft kam dann doch die Ernüchterung…diesmal nicht: Die 1. machte genau da weiter, wo sie aufgehört hatte, die Niederlage gegen Böblingen in Runde 2 sollte die einzige bleiben. In einem spannenden Dreikampf mit Böblingen und Heilbronn schob sich die 1. immer weiter nach vorn und sicherte sich mit einem meisterlichen 6½ : 1½ im Saisonfinale gegen Weiler im Allgäu den Titel, den Aufstieg und das Meisterbrett!
Dass der (Kampf)Geist in der Mannschaft stimmte, zeigen die vielen hervorragenden Einzelergebnisse: Mark Kvetny 6½ aus 9, Petar Benkovic 5½ aus 9, Igor Neyman 6½ aus 8, Andreas Strunski 6 aus 7 (wie zu besten Zeiten) Robert Gabriel 5 aus 8 (wieder ohne Niederlage) und Martin Hofmann ebenso 5 aus 8 nach starkem Finish. Unbedingt hervorzuheben ist auch die Leistung von Claus Seyfried, nicht wegen der eigenen Punkte, wenn er mal selber ran musste (wobei 3½ aus 6 nicht schlecht sind!) sondern wegen seines Talents, immer die bestmögliche Mannschaft zusammen zu trommeln und deren Anreise zu organisieren.
Dazu landete Claus noch einen besonderen Coup: Einem Hinweis von Dr. Kaplunov folgend (der vor Jahren schon Mark Kvetny zu den Schachfreunden gelotst hat) gelang ihm das Kunststück, einen sehr begabten 16-jährigen FM aus Moldawien namens Ivan Schitco für SSF 1879 nachzumelden, am letzten Tag des alten Jahres. Auch wenn die Nachmeldegebühr erst im neuen Jahr überwiesen wurde, war dies regelgerecht und Ivan Schitcos Einsatz in den letzten beiden Runden verschaffte uns noch den letzten Schub.
Ich finde, nach den Rückschlägen der Vergangenheit hat die 1. Mannschaft der SSF 1879 den Aufstieg redlich verdient!
In der Startrangliste nur an drittletzter Stelle geführt, schaffte die 2. Mannschaft einen soliden Mittelplatz mit ausgeglichener Bilanz: 4 Siege (darunter gegen den Zweitplatzierten Wolfbusch 1), 4 Niederlagen und 1 Unentschieden. Dank der starken Saisonleistung konnte es sich die 2. sogar erlauben, in der letzten Runde gegen Schlusslicht Feuerbach zu verlieren und ließ trotzdem noch 4 Mannschaften hinter sich.
Lothar Schwarzburger an Brett 1 und MF Josef Gabriel an 2 erzielten gegen starke Gegner jeweils beachtliche 50%. Dahinter brachte sich Neumitglied Klaus Zeiler mit 4½ aus 7 sehr gut ein und auch die Veteranen Alexander Kozlov (4 aus 7) und Hartmut Schmid (4½ aus 7) punkteten zuverlässig. Auch der zweite „Neuling“ Albrecht Weidel hatte mit 2½ aus 4 einen positiven Einstand. Die Leistung der 2. Mannschaft ist umso höher zu bewerten, wenn man sich vor Augen hält, dass mit Heinz Gerstenberger ein wichtiger Stammspieler nicht mehr zur Verfügung stand und ab Runde 6 stets aufgerückt werden musste. Doch auch bei den Ersatzspielern bewies Josef Gabriel eine glückliche Hand, die erzielten alle 50%. Lukas Forster unterstützte die 2. mit 3 Einsätzen und 1½ Punkten. Es spricht für die Mannschaft, dass sie keinen einzigen Punkt kampflos hergab.
In der letzten Saison hing der Remis-Fluch über der Mannschaft von Pavel Aksenov - trotz größter Anstrengung konnte man partout nicht gewinnen. Ganz anders lief es in dieser Saison:
Die 3. erlaubte sich nur 1 Unentschieden, 2 Niederlagen, ging aber 6x als Sieger vom Brett! Obwohl der schärfste Aufstiegskonkurrent Wolfbusch 2 im direkten Duell mit 4½ : 3½ bezwungen wurde, hätte es am Ende nicht gereicht, denn die letzte Runde hatte es in sich:
Konkurrent Wolfbusch führte scheinbar komfortabel mit 2 Mannschaftspunkten und musste noch gegen Waiblingen antreten, SSF 1879 gegen den Tabellenletzten Schmiden-Cannstatt. Fest entschlossen, die Außenseiter-Chance zu nutzen, bot MF Aksenov die stärkste Mannschaft auf und tatsächlich gelang ein hoher Sieg mit 5½ : 2½ gegen Schmidener, die nur mit 5 Mann antraten. Der Clou: Parallel dazu verlor Wolfbusch daheim einigermaßen sensationell mit 3½ : 4½ gegen Waiblingen, Ergebnis: SSF und Wolfbusch punktgleich im Ziel mit je 13 Mannschafts-punkten, aber Wolfbusch führte noch um die Winzigkeit eines halben Brettpunktes, 41 standen für Wolfbusch zu Buche, 40½ für SSF 1879. Knapper kann man einen Aufstieg nicht verpassen!
Doch damit nicht genug der wundersamen Wendungen: Während die 3. noch verlorenen Chancen nachtrauerte, wo der fehlende Brettpunkt überall hätte erzielt werden können, sickerte durch, dass Wolfbusch womöglich auf den Aufstieg verzichten würde?! Und tatsächlich: Wolfbusch wollte lieber in der Landesliga bleiben und als Nachrücker zieht damit die 3. Mannschaft in die Verbandsliga ein = noch ein Aufsteiger! Und ein würdiger dazu, man sieht es an den Einzelleistungen. Der Schub kam diesmal aus der Mitte und von hinten, angefangen bei MF Pavel Aksenov an Brett 3 mit 4½ aus 8. Das gleiche Ergebnis erzielte Lukas Forster an Brett 4, der eindrucksvoll bewiesen hat, dass er keinesfalls zu hoch eingesetzt wurde, nur 1 Niederlage in 8 Einsätzen, das ist grundsolide. Noch besser Alexander Wettengel an Brett 5 mit satten 6 aus 8, Marko Nonnhoff mit 5 aus 6 und ganz hinten ließ Routinier Vadym Kaplunov mit 6 aus 9 ebenfalls nichts anbrennen.
Glückwunsch zu dieser Leistung. An demnächst 2 Verbandsliga-Mannschaften wird man sich erst noch gewöhnen müssen…
Der Saisonverlauf der 4. gleicht einem Formel-1 Rennen, wo der Champion am Ende mit leerem Tank über die Ziellinie rollt. Vom Start weg (6 : 2 gegen Schwaikheim) waren wir konstant Tabellenführer, nur kurz unterbrochen nach dem Unentschieden gegen Herrenberg in Runde 3, als Schönaich einmal vor uns lag. Das korrigierten wir umgehend mit dem 4½ : 3½ auswärts gegen besagte Schönaicher und mit 4 Siegen in Folge wehrten wir alle (vermeintlichen) Aufstiegskonkurrenten ab. Wichtig war der Sieg gegen den späteren Tabellenzweiten Leinfelden beim Großkampftag im Bürgerzentrum, wo uns, beflügelt vom Oberliga-Ambiente, ein 5½:2½ gelang. Nach der 7. Runde hatten wir volle 3 Mannschaftspunkte Vorsprung vor Schönaich und Herrenberg, dazu das leichtere Restprogramm – was sollte da noch schiefgehen? Erst mal das: Gegen Leonberg schafften wir nur ein 4:4, kein Problem, das können wir uns leisten – immer noch 2 Punkte Vorsprung und in der 9. Runde besuchen wir ja den Tabellen-Vorletzten Affalterbach, ein Kinderspiel, schließlich haben wir 8 Runden lang nicht verloren! Mit dem Wissen, dass uns der Aufstieg praktisch nicht mehr zu nehmen ist, begab ich mich in Urlaub. Im fernen Japan traute ich dann meinen Augen nicht: Außenseiter Affalterbach war nur mit 7 Mann angetreten, aber trotzdem ist das Ergebnis 4½ : 3½ gegen uns - wie kann das sein? Die Verwunderung wurde noch größer, als ich auf die Schlusstabelle sah, wo SSF 1879 immer noch als Tabellenführer thronten. Ich brauchte einige Klicks, um beides unter einen Hut zu bringen. Tatsächlich hätten wir den Aufstieg am Ende fast noch vergeigt, aber da parallel dazu Herrenberg gegen Schönaich verlor, blieben wir mit 14 Mannschaftspunkten auf Platz 1, gefolgt von Leinfelden und Schönaich mit je 13.
Glück gehabt? Wenn, dann war es verdient. Tatsache ist, dass wir den 2. und den 3. im direkten Vergleich geschlagen haben und wer vor dem Zielstrich lässig ausläuft, damit die anderen aufholen können, hat sich den komfortablen Vorsprung davor redlich erarbeitet.
Richtig schlecht hat keiner gespielt, unsere Stärke war unsere Ausgeglichenheit: An den ersten 4 Brettern hatten alle einen positiven Score: Jürgen Hartlieb 5 aus 9, Rob Usiskin sehr stark mit 6 aus 9, ich selbst war mit 4½ aus 7 auch zufrieden, Christian Mayer 5½ aus 9, Feyyaz Negüs 5 aus 7 und mit Friedrich Gackenholz (5 aus 9) und Harald Wohlt (5½ aus 9) waren wir hinten ebenfalls gut bestückt.
Endlich wieder Landesliga-Luft!
Die 5. spielte in ihrer Liga im Verhältnis noch stärker als die höheren Mannschaften und lag sehr gut im Rennen. Leider galt das auch für Ditzingen 2. Das direkte Duell gegen den Mitfavoriten in Runde 6 war das einzige Remis, von da an war es ein Fernduell zwischen diesen beiden Mannschaften, die den Rest der Liga beinahe nach Belieben dominierten – keiner gab sich eine Blöße, keiner strauchelte. So ging es Seite an Seite auf die Zielgerade, der Rest war längst abgehängt. Es war klar, dass die Brettpunkte entscheiden würden.
Folgerichtig bot MF Bernd Zäh in der letzten Runde nochmal alles auf und tatsächlich gelang der 5. beim Tabellenletzten DJK Sportbund Stuttgart ein Kantersieg von ½:7½. Allein, es nützte nichts: Ein 5:3 gegen Heumaden reichte Ditzingen, um den 1. Platz zu sichern, Endstand:
Ditzingen 17 Mannschaftspunkte und 52½ Brettpunkte, SSF 5 auch 17 MP, aber „nur“ 51 Brettpunkte. In jeder anderen Liga hätte so ein Ergebnis locker für den Aufstieg gereicht, aber hier hatte am Schluss leider Ditzingen die Nase vorn. Wie überlegen diese beiden Mannschaften agiert haben, zeigt der Abstand auf den Drittplatzierten Fasanenhof, die auf nur 12 Mannschaftspunkte kamen, 5 weniger, dazwischen liegen Welten!
Klar ist, dass hinter einer solchen „Beinahe-Meisterschaft“ viele gute Einzelleistungen stecken müssen: Markus Schmidt mit 6 aus 9 am 1. Brett, Ioan Scheffel 4½ aus 7 an Brett 3, Eberhard Herter unverwüstlich mit 5½ aus 9, Afschin Taghiani stark mit 6 aus 8, Alexander Zakrzewski 4 aus 6 und auch die Ersatzspieler schlugen gut ein: Olaf Eißmann steuerte 2 aus 3 bei und die beiden Jugendspieler Michael Alkabetz und Johannes Leitherer lieferten jeweils makellose 3 aus 3 = 100%.
Das ist das Stichwort für eine besondere Ehrung, denn es gibt noch einen 100%-Mann, den ich mir für den Schluss aufgehoben habe: Neumitglied Aleksey Potapov, an Brett 6 gemeldet, schaffte dort ein Traumergebnis von 8 aus 8, natürlich ist er damit Top-Scorer der gesamten Liga! Nächste Saison wird er sicher weiter oben eingesetzt.
Zusammengefasst: Die 5. war von allen SSF-Mannschaften die punktbeste, aber der Aufstieg war ihr nicht vergönnt.
In seiner letzten Saison als MF führte Horst Gehring seine Leute auf einen sehr guten 3. Tabellenplatz, nur einen Mannschaftspunkt hinter Aufsteiger Wolfbusch 4 und gleichauf mit dem Tabellenzweiten Sillenbuch. Der Abstand zum Vierten beträgt 2 Mannschaftspunkte, man sieht also, dass die 5. zum Favoritenkreis zählte und vorne gut mitgemischt hat, zur Spitze fehlte nicht viel. Beste Spieler waren Olaf Eißmann an Brett 1 mit 5 aus 9, Niel Haro mit 5 aus 8, Horst Gehring selbst vorbildlich mit 6 aus 8 und dahinter der erfahrene Manfred Eberhard ungeschlagen mit 6½ aus 8.
Die jungen Wilden zeigten wenig Respekt vor den alten Herren und haben sich in der A-Klasse wacker geschlagen. Dass die Leistungskurve steil nach oben geht, sieht man an den ersten beiden Brettern: Sowohl MF Michael Alkabetz (5½ aus 9) als auch Johannes Leitherer (8 aus 9!) haben ihre Spielstärke mit Riesenschritten verbessert und gezeigt, dass die A-Klasse für sie nur eine Durchgangsstation ist. In deren Fahrwasser konnten sich weitere Jugendliche erstmals in der A-Klasse messen, auch das verdient Anerkennung, unabhängig vom Ergebnis.
Tabellenplatz 6 mit 3 Mannschaftspunkten Abstand auf die nachfolgenden Mannschaften, die in der Regel viel erfahrener sind, ist für eine so junge Mannschaft ein schöner Achtungserfolg.
Bei den ganz Jungen geht es noch nicht um Punkte und Erfolge (die kommen später von selbst, wenn man viel trainiert) sondern darum, lange Partien unter Turnierbedinungen zu spielen. Geduld und Konzentration sollen spielerisch gelernt werden, die Ergebnisse sind eher zweitrangig.
Vielen Dank an Oskar Mock und Alexander Zakrzewski, dass sie sich neben ihren sonstigen Verpflichtungen auch als MF einer B-Klasse betätigt haben. Dabei möchte ich Bernd Zäh und Harald Wohlt mit einschließen. Ohne die genannten Schachfreunde und deren Einsatz bei Training und Organisation wären die Spielmöglichkeiten der Jugendlichen nicht so vielfältig wie sie sind. Und dass spielfreudige Jugendliche recht schnell auch in höheren Klassen erfolgreich sein können, hat man ja gesehen - und es wachsen immer wieder welche nach (als ich so alt war wie Elias Gotfried habe ich vom Seekadetten-Matt noch nie was gehört…)
In diesem Sinne: Vielen Dank für eine tolle Saison und auf eine erfolgreiche Fortsetzung!
Florian Siegle