Schachblindheit verhindert Aufstieg


Zuerst einmal möchte ich dievon der Räumungsaktion nach der Zeitnotphase betroffenen Zuschauer um Entschuldigung bitten. Da wir im Westen, wo wir fast alle Mannschaftskämpfe der Oberliga unter prima Bedingungen austragen, keine Spielgelegenheit bekamen, mussten wir im Osten spielen. Die Räume dort sind allerdings nur für wenige Zuschauer geeignet, da sie klein und der Boden laut ist. Entscheidet die Schiedsrichterin die Zuschauer auszuschliessen, bleibt nur dem zu folgen oder sich der Entscheidung des unberechenbaren Schiedsgerichts des Verbandes zu stellen. Dies musste leider auch mit etwas Nachdruck verhindert werden.
Zuerst ein Blick auf die klaren Fälle. Die Partien von Petar Benkovic und Mark Kvetny gingen relativ früh remis aus. Petar hatte es mit Schwarz gegen den super soliden Ex-Schachfreund Niklasch sowieso schwer und gegen Holzhäuer konnte auch Mark zufrieden sein. Dann gingen jeweils zwei Partien relativ klar zugusten von uns und von Schmiden aus. Schnell verlor Axel Naumann gegen Krockenberger, nachdem er im Winaver Franzosen in einen Konter lief. Das schöne Ende von Krockenberger zum selber lösen (Schwarz gewinnt Dame für Läufer):

Axel Naumann - Martin Krockenberger



Christoph Mäurer konnte die Stellung lange ausgeglichen halten, kam aber in den letzten Zügen vor der Zeitkontrolle in Nachteil und sie nicht mehr halten.
So wie Christoph seine Partie verlor, gewann Igor Neyman gegen Trachtmann. Sehr ideenreich legte Sebastian Fischer seine Partie gegen Thoma an. Bei entgegen gesetzten Rochaden aktivierte er die Bauern vor seinem König. Die Partie schwankte mehrfach zwischen Vorteil und Ausgleich, aber Sebastian war immer am Drücker. Entscheidend war dann folgendes:

Sebastian Fischer - Christian Thoma



Es folgte 32.Tb3 Korrektur: Zuerst hatte ich im Formularfoto Te3? gelesen Sc5?? 33.Txc5 dxc5 34.Lxb8 mit Damengewinn.
Dies macht zusammen ein 3-3 und nun kommen wir zu den vergebenen Chancen. Mein Gegner spielte gegen den Philidor wieder sehr eigenwillig und ich kam in Vorteil:

Steffen Eisele - Gerd Lorscheid



Hier hat Schwarz verschiedene Ideen. Den schwarzen Läufer mit oder ohne Tausch auf b3 nach d4 stellen oder b4 zu spielen und so den Springer c3 zu fesseln. Der Bauer auf b3 bleibt schwach und der Computer gibt mehr als einen Bauer Vorteil. Ich konnte mich nicht entscheiden und spielte stattdessen 22... cxb3 23.cxb3 Tec8? (23... b4 -/+) 24.b4 Tb7 25.Sd5 a5!? 26.bxa5 Ta8 27.Tc1 Txa5 28.Tc8 Kg7 29.Sb4

Steffen Eisele - Gerd Lorscheid



Hier hatte ich nach Ta4 immer noch etwas Druck, spielte aber 29... Lc5+ 30.Kh1 Ld4? 31.Sc6 Dass dieser Zug direkt möglich ist, sah ich erst nachdem ich meinen Zug ausgeführt hatte. Ganz so schlimm scheint es nach 31... Ta4 32.Sxd4 exd4 33.Td1 b4 garnicht zu sein, aber der Folgefehler 31... Lxb2? im Schock sorgten für ein schnelles Ende der Partie.
Andreas Strunskis Königsinder gegen Thilo Kabisch wechselte mehrfach zwischen leichtem und klarem Vorteil. Schlechter stand er bis zur folgenden Stellung nach der Zeitkontrolle nie.

Andreas Strunski - Thilo Kabisch



Weiß hat einen Bauern mehr, der e5 ist schwach und der Läufer e6 ein Riese. aber es droht auf f3. Wie soll man es decken. Kurz auf die Stellung geschaut fand ich keine Idee, teilte meine Besorgnis Mark mit worauf dieser meinte, dass Lg4 alle Probleme löst (+2 sagt später der Computer). Jetzt wunderten wir uns beide warum Andreas schon seit einigen Minuten über der Stellung grübelte, Alternativen gab es ja keine. Schließlich zog er 44.Te2?? und konnte nach 44... Da1+ aufgeben. Es stellte sich heraus, dass er der gleichen Blindheit erlag wie ich. Der Läufer auf e6 steht so riesig, dass schon das Unterbewustsein alle Züge mit ihm aus den Erwägungen ausschließt - selbst wenn es um das eigene Überleben geht. Interessant wäre heraus zu finden, wie man sich dagegen wehren kann. Jeder kennt dies mit den Kandidatenzügen, aber wer testet sie schon bei jedem Zug. Man sollte sich vielleicht vornehmen, dass man wenn es scheinbar schief zu gehen scheint, einfach noch einmal alle möglichen Züge durchgeht. Aber wenn es gerade schief zu gehen scheint ist man aber zumeist so geschockt, dass man es wieder vergisst.
Ein Punkt aus diesen beiden Partien hätte gereicht...

So steht uns wieder eine Runde Oberliga bevor. Die wird alles andere als leicht, denn neben Bebenhausen kommt der Absteiger Böblingen und die bärenstarken Halbprofis aus Schönaich in die Liga.

Unsere zweite Mannschaft scheiterte mit einem halben Brettpunkt gegen sieben Deizisauer. So konnte Pfullingen mit einem Sieg gegen sechs Ulmer vorbei ziehen. Es zeigt sich, dass das taktische Aufstellungen auch in der Oberliga zur Regel werden. Für den Klassenerhalt wird es immer wichtiger wann man gegen bestimmte Mannschaften spielt. Dies ist sehr schade.