Eine gute Woche rief das ausrichtende Hotel bei mir an und wollte die Namen der
Gaeste notieren. Hmm, was solte ich tun? Dann entschied ich mich dafür Nikola Sedlak
zu verschweigen, um mich nicht auf den Willen des Personals zum Datenschutz zu verlassen. Dies
war nicht so falsch wie Klaus Bischoff am Freitag abend testete. Allerdings meldete sich am
Donnerstag Tomas Oral krank, was nicht nur ein harter Schlag für unsere Mannschaft war sondern
die fiktive Aufstellung an sechs Brettern zur realen werden ließ. Zudem blieb Wilhelm Haas mit
Nikola Sedlak in Wien mit Panne liegen und mußte auf einen Mietwagen umsteigen um noch rechtzeitig
anzukommen. Vorher war schon klar,
daß Severin Papa und Igor Berezovsky nicht spielen würden, und so waren unsere Chancen
wieder auf ein Minimum gesunken.
Erfurt - Stuttgarter SF 6-2
Der Wettkampf erinnerte sehr an die letzte Saison. Auch da hatten wir am Samstag gegen
relativ schwache Mannschaften Probleme. Dieses Ergebnis reiht sich hier nahtlos ein,
allerdings war der Verlauf des Kampfes doch unterschiedlich. Als erstes griff ich daneben:
1... Dc7?? (Richtig war b5) 2.Teb1 Tfc8? 3.Txb6 (Sxb6!) Sxa4 4.Sxa4 Lxa4 5.Db4+-
Bedrohlich setzten die scharzen Gäule Andreas in der Eröffnung zu:
Es folgte 1.f4 Sexd3 2.Tb1 Sxb2 3.Db3 S4d3 (Sc2) 4.e5 aber nach 0-0? (dxe5) 5.Sd5 waren sie im Sumpf gefangen.
Nikola Sedlak bekam den vorbereiteten offenen Spanier aufs Brett und ließ Haba keine
reale Chance. Die hatte auch Dieter Migl am letzten Brett gegen Enders nicht und Eckhard
Schmittdiel kam ein Bauer gegen Kuczynski abhanden. Dies hört sich alles nicht gut an, aber
trotzdem war vor der Zeitnotphase der Kampf völlig unklar. Unsere Hoffnungen lagen auf den
folgenden beiden Gewinnstellungen:
Aber Andreas ließ mit g5? statt Se7 ein Qualitätsopfer auf d5 zu, wonach er zwar immer
noch lange auf Gewinn stand, jedoch einen Matchball nach dem anderen ausließ. Als die Zeitnot
dann vorbei war, waren die schwarzen Freibauern zur Macht geworden, gegen die es keine
Rettung mehr gab.
Vöckler schaffte es zuerst seinen Königsstellung zu konsolidieren, mit dem Läufer die e-Linie
zu blocken und mit d5 die Stellung zu öffnen...
Nicht mal ein halber Punkt aus diesen beiden Stellungen war bitter. Da die Erfurter umgekehrt
nichts anbrennen ließen, war damit auch der Kampf entschieden. Die Remisen von Aleksandar Vuckovic
und Branimir Vujic konnten daran nichts mehr ändern.
Stuttgarter SF - Bremen 2-6
Bremen hatten am Vortag unsere Reisepartner ziemlich alt aussehen lassen. Dies ließ nichts gutes
erwarten. Allerdings haben wir schon in der letzten Saison am Sonntag deutlich besser gespielt als
am Tag zuvor.
Thomas Heinatz kam mit seinem Grünfelder gegen Knaak nicht aus den Löchern und hatte keine
Chance. Dafür saß der Aufschlag vom kurzfristig eingesprungenen Dieter Migl gegen Meins:
1... Lxg5?? 2.Lxg5 Se7? 3.Sf6+! gxf6 4.Lxf6 Kh7 5.Le5+-. Wäre der Bremer allerdings schon richtig
wach gewesen, hätte er im ersten Zug mutig mit dem Bauern auf g5 genommen und dann wäre guter Rat für
Weiß teuer gewesen.
Eckhard Schmittdiel trennte sich schnell friedlich von Hracek.
Aleksandar Vuckovic hatte gegen Nybäck mit seinem Drachen schon reichlich schlechte Erfahrungen
im Internet gemacht. Überraschend kam aber ein Halbslawe aufs Brett, was am üblichen Ausgang
der Partie nichts änderte.
Dafür kam der Mannschaftsführer gegen Fish diesmal gut aus der Eröffnung. Ich bekam positionellen
Druck, der Bremer riskierte viel um die Stellung zu komplizieren.
1... g5 2.Lg3 g4 3.Le2 d4. Statt 4.Sf1 wäre nun hier Ld3 besser, da als Antwort e5 wegen Lf5 zweifelhaft ist.
So konnte sich Schwarz konsolidieren, erreichte aber bis zur folgenden Stellung keinen Vorteil.
1.Te1 ( 1.Lxd4!? cd4 2.c5) Te6 2.Txe6 fe6 3.Lxd4? (Ld8) cd4 4.Dxd4 Tg7 5.Tg1 e5 6.Dd8+? (6.Dxe5 Sxc4 mit Dd5-a8-a4)
Kh7 7.c5 Sc4 8.c6? Sd6!-+
Nikola Sedlak wurde von McShane in ein frühes Endspiel nach 1.e4 c5 2.f4 d5 3.d3 eingeladen.
Bald entstand folgende Stellung.
Da die weißen Türme etwas unglücklich stehen, hätte hier Nikola mit 1... f5 die Stellung ausgleichen
und sich die 80-zügigen Qualen ersparen können.
Andreas Reuss stand gegen Pelletier erst nicht so gut, kam aber dann gut ins Spiel. In Zeitnot ließ er
aber den c-Bauern des Schweizers bis c6 vorrücken und hatte schon alle Hoffnung aufgegeben.
Wohl keinem Schachspieler würde es in dieser Stellung angesichts der Drohung c7 anders gehen.
Mein Pocket-PC teilt diese Meinung, sein großer Bruder zu Hause spielt jedoch anstatt 1... Sh4?+-
einfach 1... b4 2.Df3 Te5! um nach verfrühtem 3.c7? mit Sd4! Gewinn für Schwarz zu reklamieren.
Ein Vorteil für Weiß ist nicht leicht nachzuweisen, da die weiße Dame kein gutes Feld findet.
Am längsten kämpfte wie am Samstag wieder Branimir Vujic. Wenn sich seine Gegner mit dem Remis
abfinden, wird er erst richtig wach. Er stand lange gut gegen Babula, jagte seinen König aus seinem Versteck,
konnte allerdings nichts Greifbares erreichen und musste letztlich ins Remis einwilligen.
Das Ergebnis war das gleiche wie am Vortag, im Vergleich zum enttäuchenden Vortag sah diesmal
Professor Elo aber auch nicht mehr vor. Es wird Zeit, daß wir mal wieder mit der Stammacht
antreten können.